Kurvendiskussion: Wo beginnen Übergrößen?
Size does matter. Dass es in der Modewelt meistens sehr wohl auf die Größe ankommt und dass diese sich in der Regel von 34 abwärts bis hin zur umstrittenen Size Zero bewegt, ist immer wieder Streit- und Diskussionsthema. Nicht nur die Models auf den Laufstegen, auch die Schaufensterpuppen tragen meist höchstens Größe 34.
Die Tatsache, dass sich die deutsche Durchschnittsfrau laut Statistischem Bundesamt mit 68 Kilogramm bei 1,65 m Körpergröße eher bei Konfektionsgröße 40 bewegt, wird dabei völlig ignoriert. So entsteht ein sehr zweifelhaftes und verzerrtes Bild, dem zahlreiche Frauen und junge Mädchen verzweifelt nacheifern, weil Hochglanzmagazine, TV-Serien und Fashion-Industrie ihnen suggerieren, dass es erstrebenswert sei, so dünn wie möglich zu sein.
Heiße Kurven gegen den Magertrend
Zum Glück gibt es seit einiger Zeit eine Gegenbewegung zum Magertrend. Designerinnen wie Lena Hoschek setzen auf Weiblichkeit und schicken Models mit femininen Kurven auf den Laufsteg, und Showbiz-Stars wie Beyoncé Knowles, Christina Hendricks und Kim Kardashian zeigen, dass man nicht in die ominöse Kleidergröße 0 passen muss, um schön, sexy und erfolgreich zu sein.
Violeta by Mango: Junge Mode bis Größe 52
Dennoch haben es Frauen, die ein bisschen mehr auf die Waage bringen, oft schwer, schöne Kleidung zu finden, die ihre Kurven nicht verhüllt, sondern gekonnt in Szene setzt. Das Label Mango hat genau diese Zielgruppe jenseits der angeblichen Standard-Größen 34 bis 38 jetzt für sich entdeckt und bringt ab Mitte Januar eine Plus-Size Linie auf den Markt, die sich nicht nur durch einen hohen Tragekomfort, sondern auch durch modischen Chic und feminine Schnitte auszeichnen soll. Die Kollektion trägt den Namen Violeta by Mango und deckt die Größen 40 bis 52 ab.
So schön und vielversprechend die ersten Bilder der neuen Linie daherkommen und so überfällig ein Umdenken in der Modebranche ist - die Tatsache, dass bei Mango die Durchschnittskleidergröße 40 bereits zu den Übergrößen gehört, sorgt schon Wochen, bevor Violeta by Mango überhaupt in den Handel kommt, für heiße Diskussionen. Ein Teufelskreis, dem wir nur entkommen können, indem wir auf Größendiktate und zweifelhafte Vorbilder pfeifen und einfach das tragen, was uns gefällt - egal, welche Zahl auf dem Etikett steht und egal, welche Bezeichnung sich die Modeindustrie dafür ausgedacht hat.
KOMMENTARE
Ob Mango nun Größe 40 bereits als Übergröße bezeichnen möchte sehe ich etwas kritischer - aus rein wirtschaftlicher Sicht muss Größe 40 als kleinste Größe mit in die Linie hineingebracht werden. Es gibt so viele Frauen die sich selbst mit Größe 40 als zu dick für normale Kleidung bezeichnen und vollkommen diese Meinung über sich selbst vertreten. Diese Frauen kaufen nur ungern in anderen Geschäften, weil sie immer der Meinung sind es würde nicht passen - ich war mit einer Freundin die Oberteile in Größe 40 benötigt Blusen kaufen und es war ein Horror für mich; ich hätte sie am liebsten einfach nur geschüttelt.
Das Selbstbildnis, welche manche Frauen von sich selbst haben, eröffnet hier eine vollkommen neue Zielgruppe. Es gibt die Gruppe kleine und normale Größen, Übergrößen und die Frauen mit falscher Selbsteinschätzung. Diese sind nun einmal offen für die Übergrößenkollektionen, die sie durchaus nicht bräuchten, deren Schnitte sie aber für sich eher als angebracht sehen.
Mango denunziert Frauen Größe 40 nicht als Übergröße; sie haben vielmehr das Potenzial erkannt den Umsatz und die neue Linie ordentlich anzukurbeln (wie die anderen auch; Beispiel Sheego als Übergrößenhandel bietet auch Größe 38 an).
Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Einstufung ab Größe 40 eine Glanzleistung; es gibt schlichtweg viel mehr Frauen die kaufen können und meinem Unternehmen Geld in den Rachen werfen.
Aus menschlicher, persönlicher Sicht ist mir doch egal ab welcher Größe die anfangen und wen oder was sie als Übergröße bezeichnen, solange sie mir endlich richtig tolle Teile auf den Leib schneidern - ich weigere mich nämlich bei den bekannten Übergrößenshops zu kaufen, weil ich die Schnitte ganz furchtbar finde. Auch mit 46 muss ich mir nicht so ein Zelt überwerfen und über polang finde ich auch schlimm; ich habe einen tollen Hintern, den will ich zeigen, geht mit deren Kleidung aber nicht. Ich bin sehr gespannt darauf was Mango alles präsentieren wird und habe große Hoffnungen.
Du hast definitiv Recht! Jeder muss sich selbst definieren und sich in den Klamotten, die sie tragen wohlfühlen. Dank der Medien denken wir, dass wir entweder genauso wie ein Victoria's Secret Engel aussehen müssen, oder gar nicht attraktiv, oder sexy sind UND, dass alle die selben Klamotten tragen müssen! Man sollte für sich selbst entscheiden, was einem passt, oder nicht. In den meisten Fällen werden "sexy Kleider" nur bis größe 38 verkauft und die sollten uns entweder passen, oder wir kaufen omi klamotten. Ich bin froh, dass Marken wie Mango endlich erkannt haben, dass nicht allen Frauen kurze Röcke und bauchfreie Tops passen und kurvenreiche Frauen auch sexy sind!
- Bella
Den Artikel fand ich super. Ich glaube, die Modeindustrie ist ziemlich weit gekommen, aber muss sich noch weiter entwickeln. Je mehr Mediaaufmerksamkeit dieses Thema bekommt, desto besser wird es.
Jeder definiert sich selbst